Der Gedenkort und seine mögliche Erweiterung
Geplant war ein außenstehender Info-Point, der auf einer Anhöhe oberhalb des Gedenkortes angesiedelt werden soll. Auf einer kleinen Aussichtsplattform erhält man zunächst einen Überblick über das Gelände und kann sich auf Schautafeln über das Lager informieren. Ein Weg führt zum Gedenkort hinunter.
„Die Idee ist gut, da bleiben Sie mal dran!“ Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten war während einer Begehung vor Ort von der Idee, die Böschung am Ende des Lagergeländes für einen Aussichtspunkt zu nutzen, angetan. So habe man von außen einen Draufblick auf das gesamte Gelände, unabhängig davon, was auf dem Gelände passiere.
Bild 1: Der 2020 geplante Infopoint/ Skizze: H. Hanle
Der Gedenkort hat in seiner Stille und Zurückgezogenheit etwas Beschauliches. Interessierte finden allerdings vor Ort keinerlei Informationen über das Geschehene.
Ein erster Versuch 2020, mit anliegendem Exposé beim Ortsbeirat Grüneberg Wohlwollen für das Vorhaben zu wecken, scheiterte. Für die Einrichtung des Infopoints waren ca. 110 000 € kalkuliert, die durch Förderungen finanziert werden sollten. Die Mitglieder des Ortsbeirats befanden: "Das Vorhaben ist zu groß und zu teuer."
Offenbar reichten die angegeben Fakten nicht aus, um zu überzeugen. Das war für uns Auftrag, weiter an inhaltlicher Aufarbeitung und Publizierung zu arbeiten.
In Rahmen des Projektes: "Arbeitskreis Grüneberg ERINNERT" gefördert durch die "Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Oberhavel wurde ein Vermessungsbüro beauftragt, den angrenzenden Abschnitt des ehemaligen Lagergeländes aufzumessen, um Grundlagen zu schaffen. Auf dem erstellten Lageplan ist die Böschung deutlich zu erkennen.
Beiliegend ein amtlicher Lageplan, erstellt vom Bund der öffentlich bestellten Vermessungs-Ingenieure, Rungestr. 20, 16515 Oranienburg
Bild 2: Vorentwurf des Gedenkortes
Legende:
1 Stelen
2 Sitzhocker und Tische
3 Steg aus verzinktem Gitterrost (über abfallendem Gelände)
4 barrierefreier Weg nach unten
5 ehemalige Lagergrenze
6 bestehender Gedenkort
7 Lage der Baracken
8 Markierung der Grenzpunkte
9 originale Zaunelemente
10 Fahrradständer
Auf einer ersten Handskizze von Helmut Hanle ist der Punkt markiert, an dem eine Aussichtsplattform mit Blick auf das ehemalige Lager aufgeständert werden könnte. Auch hier ist der Höhenunterschied sichtbar. (Ein erster Entwurf sah dort einen offenen Container vor.)
Das ehemalige Lagergelände zeichnet sich heute noch deutlich in der Landschaft ab, in der vegetationsarmen Zeit sieht man noch die Bodenplatten der zehn Baracken im Gras. Nur Eingeweihten aber ist bewusst, wie groß das Areal tatsächlich war. Gut wären hoch aufragende Markierungsnadeln an seinen Eckpunkten. Allerdings: Eine Ecke hat die Gemeinde kürzlich verkauft, eine andere wird von einem vor wenigen Jahren errichteten Funkturm verdeckt. Auch der Grund wurde schon bebaut: Auf der Grundfläche der Baracke am Eingang des ehemaligen Lagergeländes wurden in den achtziger Jahren zwei Einfamilienhäuser errichtet, der Bodenaushub - nach Aussage eines der Hausbesitzer - auf dem Schacht entsorgt …
Bild 3: Gedenkort 2022 mit Zweigen geschmückt / Foto: B. Dietz
Bild 4: Restaurierte Gedenktafel / Foto: B. Dietz
Dass an diesem Ort unendlich gelitten wurde, hebt den Ort heraus. Ob im Boden sogar Totengebeine von damals ruhen, muss noch geklärt werden.
1989, fünfzig Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde auf der Bodenplatte einer weiteren Baracke (der dritten rechts, wenn man ins Lager kam) ein Gedenkort eingerichtet.
Bild 5: Bodenplatte einer Baracke / Foto: B. Dietz
Er erhielt damals eine Kupferplatte mit einer Inschrift, die inzwischen nicht mehr lesbar war. Sie wurde restauriert, 2021 der Gemeinde Löwenberger Land übergeben.
Inzwischen wurde sie wieder an ihrem Bestimmungsplatz aufgehängt.
Der größte Teil des Grundstücks ist bisher unberührt. Das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Situation der Orte der anderen Ravensbrücker Außenlager.
Unsere Initiative wünscht sich ein offenes Gespräch mit der Kommune und anderen, wie weiter mit der Fläche zu verfahren ist. Auch hier sind gute Ideen gefragt. Soll man hier alternativen Wohn- und Lebensformen Raum geben? Oder die Fläche der Aktivität von Künstler*innen überlassen? Soll man den Grund unbebaut bewahren für neue Möglichkeiten des Gedenkens der Jugend? Die Zukunft ist hier ganz offen und weit und sollte nicht mit Einfamilienhäusern zugekleistert werden.
Zum 30. Geburtstag des Gedenkortes veranstaltete der Arbeitskreis „Grüneberg ERINNERT“ zusammen mit der Kirchengemeinde am 01.09.2019 einen Friedenstag.
Die Gedenkstunde fand am Ort des ehemaligen Außenlagers statt. Im anschließenden Gottesdienst in der Grüneberger Kirche wurde an den Beginn des 2. Weltkrieges vor 80 Jahren und an die politische Wende 1989 sowie an das KZ-Außenlager erinnert.
Rede zum 30jährigen Jubiläum des Gedenkortes, R.-B. Schlenker 2019
Artikel in der Tagespresse "Gedenken und Einnern"
Tagespresse Gottesdienst zum Friedenstag
Der Gedenkort wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt.
Schreiben vom Brandenburgischen Landeamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Abt. Bau und Kunstdenkmalpflege vom 30.12.2020 zur Beurteilung des Denkmals: Unter-Schutz-Stellung
Stand: Oktober 2022
Stand: Januar 2024